Digitale Mitarbeiterfindung

Umfragen zeigen, dass in Deutschland aktuell Hunderttausende von Fachkräften fehlen. Trotzdem mithilfe zielgerichteter Online- und Social Media-Kampagnen Mitarbeitende zu finden, ist das Geschäftsmodell des neu gegründeten Dienstleisters mission personal in Münster. Die Gründer Marvin Staufenberg und Tim Haver erläutern, warum Unternehmen eine Arbeitgebermarke sein müssen und warum man das eigene Image unbedingt im Internet überprüfen muss.

Die Gründer von mission personal in Münster: Marvin Staufenberg …

Profibörse: Herr Staufenberg, Herr Haver, viele Branchen klagen, dass sie keine geeigneten Mitarbeitenden finden. Woran liegt das aus Ihrer Sicht?
Staufenberg: Ich glaube, die Gründe für zu wenige Bewerberinnen und Bewerber, aber auch für zu wenige Auszubildende sind bei jedem Unternehmen anders gelagert. Es kann die Medienauswahl bei der Ansprache, es kann die falsche Art und Weise der Zielgruppenansprache, es können aber auch Bewertungen des Unternehmens im Internet sein. Sehr wichtig ist oft das Nichtvorhandensein einer Arbeitgebermarke. Das heißt: Häufig ist nicht zu erkennen, für welche Werte ein Unternehmen steht und wieso es sich für einen Mitarbeitenden lohnt, hier zu arbeiten. Unserer Erfahrung nach kommt häufig alles zusammen.

Profibörse: Sie sagen, Sie können mit Ihrer Dienstleistung helfen, die Personalgewinnung zu verbessern. Was tun Sie?
Haver: Am Anfang eines Kontakts mit uns steht immer ein unverbindliches Strategiegespräch. Dabei analysieren wir, welche bisherigen Wege im Recruiting nicht oder schon gut funktioniert haben und was die aktuellen Ziele sind. Geht es bei einem Projekt um den Aufbau einer Arbeitgebermarke, um die Besetzung diverser Jobs oder beides? Basierend auf den Ergebnissen kümmern wir uns dann um die Umsetzung einer Online-Kampagne und um die Schaltung entsprechender Beiträge auf digitalen Kanälen wie zum Beispiel Facebook, Instagram oder LinkedIn.

Profibörse: Mitarbeitersuche über Online-Medien ist für viele Unternehmen noch ein unbekanntes Feld. Warum soll sie erfolgreicher sein als bisheriger Methoden?
Staufenberg: Heutige Analysen zeigen, dass die Mehrzahl der Arbeitnehmenden nicht aktiv nach einem Job sucht und sich daher auch nicht aktiv bewirbt. Das gilt auch dann, wenn sie latent wechselwillig oder unzufrieden im bisherigen Umfeld sind. 80 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber suchen passiv nach einem neuen Job. Die Erwartung potenzieller Jobwechslerinnen und Jobwechsler ist also, dass sie direkt angesprochen und aktiv auf eine Jobmöglichkeit hingewiesen werden. Soziale Medien sind dafür optimal, denn die Menschen sind hier bewusst unterwegs, neugierig und daher offen für übermittelte Angebote. Ein wichtiger Vorteil der sozialen Medien ist sicherlich auch die gezielte Ansprache. Mithilfe der Benutzerinnen- und Benutzer-Profile lässt sich genau festlegen, an wen eine Stellenanzeige ausgespielt werden soll. Reichweitenverluste lassen sich dadurch reduzieren und Budget sehr genau planen.

… und Tim Haver. (Fotos: mission personal)

Profibörse: Heißt das, klassische Print-Anzeigen haben keinen Nutzen mehr?
Haver: Das ist zu pauschal und hängt vom jeweiligen Fall ab. Wichtig ist aus unserer Sicht: Nutzt man klassische Formate, sollten diese unbedingt online verknüpft sein. Sieht man zuhause oder in Bus oder Bahn eine Jobanzeige, die spannend klingt, muss der Bewerbungsprozess schnell und unkompliziert möglich sein. Hierfür eignen sich mobil-optimierte Kanäle, die mit wenigen Klicks eine Bewerbung möglich machen. Weitere Unterlagen sollten erst im Nachgang erfragt werden. Einen aktuellen Lebenslauf als PDF haben die wenigsten Menschen auf dem Smartphone dabei.

Profibörse: Bekanntheit im Netz scheint für die digitale Mitarbeitergewinnung sehr wichtig zu sein. Was können Unternehmen hier tun?
Staufenberg: Das Stichwort lautet: Auf allen Kanälen sichtbar sein, auf denen Sie potenzielle Mitarbeitende vermuten. Ebay, Kleinanzeigen, lokale Facebook-Gruppen, Instagram oder TikTok – je mehr „Köder“ Sie auslegen, desto schneller kommen Sie zum Erfolg. Beim Auftritt in der Öffentlichkeit gilt zudem: Emotionen verkaufen sich auf Social Media besser als Produkte. Es ist darum sinnvoll, Mitarbeitende vorzustellen und sprechen zu lassen. Zudem sollte ein gutes Arbeitgeberimage transportiert werden. Es muss sichtbar werden, was Sie als guten Arbeitgeber auszeichnet. Ein Personalrabatt als „Vorteil“ reicht einfach nicht mehr aus. Worthülsen wie „angemessenes Gehalt“ oder „moderner Arbeitsplatz“ sind zudem eher kontraproduktiv.

Haver: Wichtig ist auch das vorhandene Image im Netz. Welche Bewertungen liegen über Sie auf kununu.com vor? Oder auf Google MyBusiness? Gehen Sie sachlich und konstruktiv auf negative Bewertungen ein und geloben Sie Besserung bei Kritik. Fordern Sie Mitarbeitende auf, Sie aktiv (positiv) zu bewerten.

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